In Valsgaard wird Geschichte lebendig
Wallsbüll: Der Bau der mittelalterlichen Hofanlage “Valsgaard” in Wallsbüll war alles andere als ein Selbstläufer. Die Entstehung des inzwischen zum Wahrzeichen Wallsbülls avancierten Geländes wurde anlässlich des zehnjährigen Bestehens noch einmal ins Bewusstsein gerückt.
Erstes Projekt für die neue Aktivregion
Marco Jürgensen, der zuvor bereits mittelalterliche Märkte organisiert hatte, traf mit seiner Idee, eine kleine Wikinger-Siedlung in die Nähe mehrerer Grabhügel am angrenzenden Freizeitpark zu bauen, beim damaligen Bürgermeister Werner Asmus ins Schwarze. Doch es wurde zum “Kraftakt”, wie Asmus in seiner Rückschau lebhaft schilderte. Durch einen Genehmigungsslalom habe er sich durcharbeiten und immer wieder an der Finanzierung feilen müssen – schließlich gab es keine Vorbilder. “Aber unsere Verwaltung hat sich damals mächtig ins Zeug gelegt.” Schließlich handelte es sich um das erste Projekt der damals neu gebildeten Aktivregion Mitte des Nordens, die 70.000 Euro der Gesamtprojektkosten von 175.000 Euro übernahm.
Wenn ich zu euch komme, bin ich in einer anderen Welt.
Arno Asmus, Bürgermeister von Wallsbüll
Umgesetzt werden konnten der Bau von Einfriedung, Unterstand, Grubenhaus, Schmiede, Wirtschaftsraum und Langhaus für diese geringe Summe allerdings nur, weil ungezählte Stunden in Eigenleistung erbracht wurden. “Wir waren das Eigenkapital der Gemeinde”, erinnerte sich Helga Pitroff, Vorsitzende des Vereins Valsgaard. Zu Hilfe kam ihnen dabei auch ein internationales Jugendcamp mit jungen Leuten aus aller Welt, die kräftig mit anpackten. Die Vereinsmitglieder unter ihrem ersten Vorsitzenden Jürgen Stein arbeiteten authentisch in Gewandung und nach historischen Vorgaben. Mit einem Jahr Verlängerung klappte letztlich die Fertigstellung.
Ein Messer für Ehrenmitglied Werner Asmus
Belohnt wurden die vielen Helfer mit der Präsentation des von der EU geförderten Projektes auf der Grünen Woche in Berlin. “Wir waren als Wikinger die absoluten Hingucker”, erinnern sich die Beteiligten noch heute gern. Zum Dank für sein Engagement und seinen langen Atem wurde der ehemalige Bürgermeister Werner Asmus zum Ehrenmitglied des Vereins Valsgaard ernannt. “Ohne deinen persönlichen Einsatz wäre das alles nicht möglich gewesen”, sagte Pitroff und Michael Lusser, zweiter Vorsitzender, überreichte ihm ein Messer, das er als freier Mann tragen dürfe.
Mittlerweile sind weitere Häuser entstanden und die Anlage genießt einen guten Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus als Fortbildungsort, an dem das Leben um 1000 nach Christus wieder lebendig und begreifbar wird. Das authentische Ambiente der kleinen Siedlung wurde bereits mehrfach als Drehort für Filme gewählt. Ganz aktuell entstanden im Langhaus wesentliche Szenen des Videos zu “Das Mädchen von Haithabu” von Santiano.
Tiefenentspannte Atmosphäre
“Wenn ich zu euch komme, bin ich in einer anderen Welt”, meinte Bürgermeister Arno Asmus zu den Vereinsmitgliedern. Die tiefenentspannte Atmosphäre, das ruhige Arbeiten und das völlig unkommerzielle Leben hier würden nicht nur ihn, sondern auch die Besucher beeindrucken. Erstaunlich finde er, dass dennoch zweimal im Jahr Großereignisse wie “Open Thor” (zu Pfingsten) und “Die Schlacht bei Wallsbüll” (17. und 18. August) perfekt organisiert würden.
Elisa Dittrich und Sascha Janowitz brachten als Geschenk aus Flensburg einen großen Jungstierschädel mit, der bis zum August einen angemessenen Platz finden soll, denn dann kommt das junge Paar zurück, um in Valsgaard nach alter Wikingertradition zu heiraten.
SHZ / Flensburger Tageblatt 17. Juli 2019 / Helga Böwadt