Freiwillige Feuerwehr Wallsbüll: Ein Drittel der Mitglieder sind Frauen
Fast ein Drittel der aktuell 34 Einsatzkräfte sind Frauen. Im Kreis Schleswig-Flensburg steht die Freiwillige Feuerwehr Wallsbüll damit ganz weit oben. “Bei uns in der Wehr haben wir schon lange viele Frauen”, berichtet Wallsbülls stellvertretender Wehrführer Patrick Schäfer. “Wir standen dieser Entwicklung schon immer offen gegenüber und freuen uns über eine immer größere Resonanz.”
Eine der aktiven Frauen in der Wehr ist Pastorin Christiane Decker. Die 56-Jährige engagiert sich seit 2014 in der Wehr, zusätzlich auch auf Kreisebene im vor einigen Jahren aufgebauten PSNV-Team (Psychosoziale Notfallversorgung).
Seelsorge in der Feuerwehr ist wichtig. Jeder reagiert auf belastende Situationen anders, auch abhängig vom eigenen Befinden, da kann einen schon etwas vermeintlich Leichtes aus den Puschen hauen.
Christiane Decker
Was früher wenig beachtet wurde, hat heute einen hohen Stellenwert. Die psychische Gesundheit der Einsatzkräfte ist ein hohes Gut. Früher stand man mit belastenden Einsätzen allein da, heute spricht man darüber. “Feuerwehrmänner galten früher als hart. Ich finde es gut, dass die Wehren offener, etwas weicher werden.”
Kaum Nachwuchsprobleme
Auch dank der Frauen steht die Wallsbüller Feuerwehr derzeit personell gut dar. Besonders im ländlichen Raum bereitet die Tagesverfügbarkeit den Wehren flächendeckend Probleme. “Unser MLF (Mittleres Löschfahrzeug) bekommen wir auch tagsüber besetzt”, so Schäfer. “Aber auch bei uns wird es manchmal eng.”
Bei Einsätzen rücken die Feuerwehren Wallsbüll, Schafflund und Meyn deshalb gemeinsam aus. So kann auch tagsüber gewährleistet werden, dass ausreichend Kräfte innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist vor Ort sind.
Neue Leute sind bei uns immer willkommen. Wir sprechen die Leute im Dorf auch mal direkt an, ob sie nicht bei uns mitmachen wollen.
Maggie Carstensen
Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Wallsbüll
Feuerwehr ist in Wallsbüll ein wichtiger Bestandteil der Dorfgemeinschaft. “Wir machen auch viel für die Kinder”, erklärt Christiane Decker, “unter anderem Programm in den Sommerferien.”
Wallsbülls Gerätehaus ist aus dem Jahr 1983, mittlerweile zu klein und entspricht längst nicht mehr den heutigen Anforderungen an die Unterkunft einer Feuerwehr. “Wir mussten reagieren und haben es auch”, so Schäfer. “Allerdings wollten wir auf keinen Fall an einen anderen Standort. Und auch ein Neubau kam für uns und auch die Gemeinde nicht in Frage.”
Die Lösung fanden Wehrführung und Gemeinde nun in einem Anbau. Anfang April soll es losgehen. Direkt an das Gerätehaus grenzt Wallsbülls große Freizeitanlage an, dort fehlten seit Jahren sanitäre Anlagen. “Die Gemeinde entschloss sich für einen Anbau am Gerätehaus, der jene enthalten und auch uns neue Räumlichkeiten bieten soll.”
Anfang April geht es mit dem Anbau los
Neben einer Küche soll der Anbau einen Lagerraum beherbergen. Im alten Teil des Gerätehauses entsteht dann Platz für räumlich getrennte Umkleidebereiche. Aktuell müssen sich die Kameraden noch in der Fahrzeughalle umziehen. “Es ist bei uns im Laufe der Jahre schon eng geworden”, ergänzt Maggie Carstensen. “Wir freuen uns somit sehr, dass wir neue Räumlichkeiten hinzubekommen.”
15 bis 20 Mal im Jahr rückt die Wehr zu Einsätzen aus. “Mehr als ein Drittel davon sind bei uns Brandeinsätze”, so Schäfer. “Im Verhältnis ist das relativ viel.” Um auch bei Feuern außerhalb geschlossener Ortschaften gut gerüstet zu sein, hat sich die Wehr in Eigenregie einen Schlauchanhänger gebaut. 540 Meter Schlauch sind hier verlastet, die eine Wasserversorgung auch über lange Wegstrecken ermöglicht. “Darauf sind wir sehr stolz”, berichtet Schäfer. “Wir haben ihn selbst entworfen und gebaut, und bisher hat er uns gute Dienste geleistet.”
SHZ / Flensburger Tageblatt 29. März 2023 / Benjamin Nolte